Die Junge Union traf sich kürzlich mit der Holzmadener Bürgermeisterin Susanne Jakob zu einem Vor-Ort-Termin. Sie berichtete dabei über die Flüchtlingssituation in ihrer Gemeinde und gab interessante Einblicke in den Alltag der jüngsten Bürgermeisterin im Kreis.
Holzmaden – Derzeit leben 84 Flüchtlinge in Holzmaden zur Anschlussunterbringung in einem ehemaligen Seniorenwohnheim. Dabei handelt es sich um sogenannte Kontingentflüchtlinge. Also Menschen, die in einer festgelegten Zahl aufgrund einer humanitären Hilfsaktion aufgenommen wurden. Sie stammen alle aus Syrien und wurden im Zuge des dortigen Bürgerkriegs in einem speziellen Verfahren auf die Gemeinden verteilt. Probleme mit den Flüchtlingen gibt es in Holzmaden jedoch keine. „Die Integration der Flüchtlinge in das lokale Leben bei uns klappt gut. Hier sind kleine Ortschaften im Vorteil, dort kennt man sich eben noch. Das sorgt auch dafür, dass die Flüchtlinge schnell persönliche Bindungen aufbauen und so Teil der Gemeinschaft werden“, erklärt die Holzmadener Rathaus-Chefin Susanne Jakob. Bedenken hat sie allerdings sollte der aktuelle Zustrom an Flüchtlingen anhalten. „Wir sind an der Kapazitätsgrenze. Es gibt keine Unterkünfte mehr. Sollten nächstes Jahr nochmal so viele kommen, wüsste ich nicht, wo wir die Menschen unterbringen sollten“.
Um Kapazitäten zu schaffen, werden derzeit zahlreiche Immobilien vom Landkreis angemietet. Dies ist ohne die zusätzliche Ausweisung von Neubaugebieten aus Sicht der Jungen Union aber nur eine halbe Lösung. „Die bereits jetzt angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt wird zusätzlich verschärft, wenn nicht parallel auch Neubauflächen ausgewiesen werden“, so JU-Vorstandsmitglied Akim Yesil. „Besonders für Einkommensschwache und junge Familien ist es bereits jetzt schwierig in Kirchheim und Umgebung bezahlbare Immobilien zu finden“ so Yesil weiter. Der JU-Vorsitzende Sebastian Schulze warnt derweil, dass es nicht zu einer Konkurrenz zwischen Wohnungssuchenden mit geringem Einkommen und Flüchtlingen kommen dürfe. Dies könne einerseits zur Stimmungsmache verwendet werden und andererseits Ängste in der Bevölkerung schüren. Es sei daher die Pflicht der Kommunen ausreichend Wohnfläche zur Verfügung zu stellen um dies frühzeitig zu verhindern. „Die Vermeidung von Flächenverbrauch hat in der aktuellen Situation nicht höchste Priorität“, so Schulze.
Bei der abschließenden Gesprächsrunde berichtet Susanne Jakob auch über ihren Alltag als Oberhaupt der Urweltgemeinde. „Ich fühle mich sehr wohl hier in Holzmaden. Es ist eine schöne Aufgabe mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten“, sagt die seit fast zwei Jahren im Amt befindliche Bürgermeisterin sichtlich zufrieden. Den Mangel an Bürgermeisterkandidaten vielerorts führt sie nicht auf mangelndes Interesse potentieller Kandidaten zurück, sondern auf das zum Teil hohe finanzielle Risiko eines Wahlkampfs. JU-Vertreter Robert Beck erklärt dazu: „Wenn man in jungen Jahren ca. 20.000 Euro investieren muss ohne die Sicherheit zu haben, dass das Geld sich refinanziert, überlegt es sich der ein oder andere eben zweimal ob er ein solches Risiko eingeht“. Die Runde lässt den Abend bei weiteren Gesprächen im Archie ausklingen.
Veröffentlicht im Teckboten 08.12.2015